WARUM EMPLOYER BRANDING EIN ZEICHEN FÜR WOHLSTAND IST
Die Reaktionen hier in Brasilien sind jedes Mal sehr ähnlich, wenn ich vom Tätigkeitsbereich meines Arbeitgebers spreche: „Recruiting und Employer … WAS? Employer Branding? O que é isto? (was ist das?)“
Recruiting ist ein geläufiger Begriff und nahezu jedem bekannt. Doch von Employer Branding haben hier nur wenige gehört. „Es ist vergleichbar mit Marketing. Nur, dass beim Employer Branding nicht das Produkt eines Unternehmens beworben wird, sondern das Unternehmen als Arbeitgeber“, erkläre ich meistens. Diese Erklärung hilft allerdings nur bedingt. Denn Verständnislosigkeit weicht der Verwunderung. Marketing für einen Arbeitgeber, um Mitarbeiter zu gewinnen …? Das ist nicht nur in Brasilien unüblich, sondern in weltweit vielen anderen Ländern.
In Deutschland zu leben, das ist ein Privileg. Wir befinden uns in einer Situation von Wohlstand und Wachstum, in der es keinen Mangel an Jobs und Karrierechancen, sondern an Mitarbeitern und Fachkräften gibt. Man spricht hier von einem sogenannten Arbeitnehmermarkt. Einer Marktsituation, in der die Arbeitnehmer die Entscheidungsmacht haben, für welchen Arbeitgeber sie arbeiten möchten. Und auch wenn das für manche Berufsgruppen mehr gilt als für andere – wir sollten dafür dankbar sein.
Nicht nur, dass sich in Deutschland nur wenige Sorgen um einen Job machen müssen. Der Arbeitnehmermarkt ist eine Marktsituation, die zu mehr Menschlichkeit führt. Die wertvollste Ressource auf einem Arbeitnehmermarkt sind Mitarbeiter. Um als Unternehmen auf dem Markt bestehen zu können, gilt es Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Es entsteht ein „Kampf um Talente“. Unternehmen werben mit Karrierechancen, Gehalt, Benefits und Mitarbeiterprogrammen. Begriffe wie Work-Life-Balance sind neumodische Begriffe, die dieser Situation entspringen. „Behandle deine Mitarbeiter gut und sie bleiben dir treu.“
Auch in Deutschland war das nicht immer so: Noch im Jahre 1982 hätte der Begriff Employer Branding hier genauso Verwunderung ausgelöst wie in Brasilien. Mehr als zwei Millionen Menschen waren arbeitslos und auf der Suche nach einem Job. Ein „Kampf der Bewerber“ um eine der wenigen ausgeschriebene Stellen, die einem die Grundbedürfnisse sicherten. In der Fachterminologie spricht man hier von einem Arbeitgebermarkt. Statt einem Überangebot an Jobs und einem Mangel an Arbeitnehmern herrscht hier das Gegenteil: Ein Überangebot an Jobsuchenden verteilt auf wenige freie Stellen. Ein Marketing für das Unternehmen als Arbeitgeber erübrigte sich hier – es war schlicht weg nicht nötig. Der Arbeitgeber hatte die Macht. Menschen waren verfügbar und gegebenenfalls austauschbar.
Employer Branding ist somit ein Zeichen von Wohlstand und Wachstum. Denn es ist nur in einer Wirtschaft nötig, die wächst, in der Jobs entstehen, die Zahl der Arbeitslosen sinkt und Mitarbeiter an Bedeutung und Wert auf dem Arbeitsmarkt gewinnen. In einer solchen Situation ist es nicht nur im Interesse des Humanismus, die eigenen Mitarbeiter gut zu behandeln, sondern auch im Interesse des Kapitalismus. Und das spüren wir heute in Deutschland und anderen Nationen des Wohlstands.
Oftmals nehmen wir das allerdings als gegeben und normal hin und vergessen, dass es auch andere Zeiten gab und es immer noch mehr Länder auf dieser Welt gibt, in denen das nicht so ist. Manchmal brauchen wir etwas, das uns daran erinnert. Bei mir war es die Verwunderung, auf die ich in Brasilien beim Begriff „Employer Brading“ gestoßen bin. Seitdem bin ich sehr dankbar dafür, dass Emloyer Branding in Deutschland ein geläufiges Phänomen ist. Zum einen natürlich, weil Employer Brandig einen ganzen Wirtschaftszweig geschaffen hat, dem ich meinen jetzigen Job verdanke. Und zum anderen, da es ein Zeichen für Wohlstand ist und zu einem Wandel in der Wirtschaft geführt hat: Weg von Ausbeutung hin zu mehr Lebensqualität und Interesse am Wohlergehen eines jeden Menschen.
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