WIE DIE PERSÖNLICH BINDUNG ZUM KUNDEN TROTZ ONLINE MEETINGS GELINGT
Die Zeiten von „Du bist stumm.“, „Dein Bild ist eingefroren.“ und „Ich bin aus dem Meeting geflogen.“
Online-Meetings und Co. sind nicht immer einfach und bringen die eine oder andere Herausforderung mit sich. Eine der größten – neben technischen Schwierigkeiten – ist die persönliche Bindungen aufrechtzuerhalten. Ob im Team oder mit den Kunden.
Das Minimieren von persönlichen Kontakten und Ausweichen auf Online-Meetings und Bildschirm-Präsenzen gefährdet den Teamzusammenhalt, weil die persönliche Nähe fehlt.
Vorschläge für das Aufrechterhalten vom Teamgefüge gibt es viele und wurden bereits breit diskutiert. Online-Teamessen, After-Work-Parties mit zugeschaltetem Live DJ, Kaffeetratsch einmal die Woche etc.
In einer unserer letzen Teamrunden haben wir allerdings ein anderes, ebenso wichtiges Thema besprochen: Wie sieht es denn mit der persönlichen Bindung zum Kunden aus?
Als HR-Dienstleister ist uns die Nähe zum Kunden sehr wichtig. Im HR geht es schließlich primär um Menschen. Umso besser wir unseren Kunden, seine Bedürfnisse, seine Probleme und seine interne Kultur verstehen, um so treffsicherere Ergebnisse können wir erzielen. So lernt man beim ein oder anderen Kundenbesuch und gemeinsamer Tischkicker-Matches mehr als bei manch mehrstündigem Meeting oder Workshop.
Was passiert allerdings, wenn das alles auf Grund von Kontaktbeschränkungen wegfällt? Hier unsere top 3 Tipps, um die Bindung zum Kunden und Ansprechpartner trotz Online-Meetings aufrecht zu erhalten.
#1 ZEIGE DEIN GESICHT
Zunächst eine interessante Feststellung aus unserer internen Absprache: Tatsächlich scheint nicht jede Kundenbeziehung unter dem Verlagern persönlicher Kontakte auf Online-Tools zu leiden. Ganz im Gegenteil! Manche Kundenbeziehungen zwischen Recruitern und Fachbereichsleitern hat sich seitdem sogar verbessert! Warum ist das so?
Auch wenn persönlicher Kontakt mit Sicherheit die beste Wahl für eine persönliche Bindung ist: Der persönliche Kontakt war schon immer zeitaufwendig und somit eher selten. Durch Online-Meetings sind häufigere Absprachen möglich. Somit entsteht eine größere, wahrgenommene Nähe beim Kunden und ein regerer Abtausch.
Neben der häufigeren Absprachen werden der Einsatz von Video-Calls immer üblicher. Wurden früher Telefonate geführt, werden heute Video-Calls eingeplant. Diese sind persönlicher, da Emotionen besser durch die Sichtbarkeit des Gegenübers zum Ausdruck gebracht werden.
Und damit kommen wir auch zum ersten Tipp, um persönliche Bindungen trotz sozialer Distanzierung aufrecht zu erhalten: Sei sichtbar! Schalte deine Laptop-Kamera ein und zeige dich deinem Gegenüber. Auch wenn dieser nicht das Gleiche tut.
Ich gestehe: Manchmal fühle ich mich nicht wirklich motiviert meine Laptop-Kamera anzuschalten. So zum Beispiel in unseren Teamrunden. Durch die Zeitverschiebung zwischen Deutschland und Brasilien finden Teammeetings bei mit in der Regel um 5 Uhr morgens statt. Resultat ist eine kompromittierte Redefähigkeit und ein eher zerknautschter Gesichtsausdruck.
Kennst du die Szene im Musikvideo zum Song Thriller, in dem sich Michael Jackson zum Werwolf verwandelt? So ähnlich sehe ich gefühlt morgens im Team-Meeting aus. Wie NACH der Verwandlung zum Werwolf.
Aber bisher ist zum Glück noch keiner schreiend aus dem Team-Meeting geflüchtet! Daher gehe ich davon aus, dass es nur mir so vorkommt. Oder meine Kollegen sind einfach sehr höflich.
Fakt ist: Sobald wir unser Gegenüber sehen, fühlen wir uns ihm näher. Grund dafür sind unsere Spiegelneuronen. Neuronen, die das Gefühl des anderen widerspiegeln und so zu unserer Fähigkeit für Empathie sorgen.
#2 SAG MAL; WIE GEHT´S DIR EIGENTLICH
Hier eilt uns deutschen ein negativer Stereotyp voraus: Fragt man jemand anderen nach seinem Wohlbefinden, wird die Frage mit einem knappen und trockenen „gut“ beantwortet. Egal, ob das tatsächlich zutrifft oder nicht.
Doch ist das tatsächlich der Fall? Zu einem großen Teil kommt es darauf an, WIE die Frage gestellt wird. Klingt das Erkunden nach dem Wohlbefinden des Gegenübers nach einer rein förmlichen Floskel, kann kaum mit einer ehrlichen Antwort gerechnet werden.
Wird die Frage allerdings mit einem ehrlichen Interesse gestellt, kann das wiederum ganz anders aussehen. Diese Erfahrungen haben einige unsere Recruiter in den letzten Wochen beim regelmäßigen Austausch mit unseren Kunden gemacht.
Die aktuelle Situation ist für viele sehr stressig und nerven-zehrend. Da tut es manchmal einfach gut, ehrliches Interesse am eigenen Wohlbefinden zu spüren. Gerade von Menschen, von denen man es nicht erwartet.
Im professionellen Kontext wird manchmal vergessen oder gar überspielt, dass das Gegenüber auch nur ein fühlender Mensch ist, der seine eigenen persönlichen Baustellen hat. Alles was es manchmal braucht, ist ehrliches Interesse am Gegenüber als Mensch. Nicht als Geschäftspartner.
Selbstverständlich kann nicht von jedem erwartet werden, dass er in einem themenbezogenen Business-Call seine inneren Gefühlswelt teilt. Viele haben eine innere Hemmschwelle und trauen sich nicht, die Frage nach dem eigenen Wohlbefinden ehrlich zu beantworten.
„Manchmal reicht es hier, einfach den ersten Schritt zu tun!“, lautet die Empfehlung einer unserer Kolleginnen aus dem Recruiting. Meistens wird die Frage zurück gespiegelt: „Und dir/Ihnen?“. Warum die Frage nicht ehrlich beantworten und kleine Einblicke hinter die professionelle Fassade zulassen?
„An sich alles bestens! Allerdings komme ich gerade morgens etwas schwer aus dem Bett. Mir fehlen meine abendlichen Treffen mit meinen Freunden im Fitnessstudio, um mich auszupowern. Daher fällt es mir einfach schwerer abends einzuschlafen.“
Dieser kleine Vertrauensvorsprung kann bereits reichen, um die Gesprächssituation aufzulockern und Nähe zu erzeugen. Zudem sind die eigenen Probleme meist keine, die nicht auch der andere kennen würde. Es gibt immer eine Chance, dass sich der Gesprächspartner mit den Problemen identifizieren kann.
#3 LASS PLATZ FÜR´S NÄHKÄSTCHEN
Es klingt fast zu einfach, oder? „Sprecht offen miteinander, und eure Beziehung wird sich verbessern!“ Und doch hat manchmal gerade das Naheliegendste die größte Wirkung. Kommunikation ist nun mal das A und O einer jeden zwischenmenschliche Beziehung. Ob im geschäftlichen Kontakt oder im privaten.
Was ich bei mir selbst beobachte, ist, dass ich in Online-Konferenzen selten Smalltalk betreibe oder mich über generelle, nicht Business-relevante Themen austausche. Warum?
Wir nutzen intern Microsoft Teams und Office. In jedem Call läuft links oben ein kleiner Timer, der die Meeting-Dauer sekundenweise hochzählt. Kurz vor Ablauf der festgelegten Besprechungszeit erscheint im Call-Fenster eine Warnung: „Noch 5 Minuten verbleibend im Meeting!“
Das erzeugt Druck. Begrenzte Zeit für all die Themen, die angesprochen werden MÜSSEN. Es gilt die typisch deutsche Devise und Tugend: Effizienz. Wie soll da die Zeit für einen persönlichen Plausch bleiben?
Dabei kann dieser kleine Plausch zu Beginn einer Absprache genauso produktiv sein, wie der themenbezogene Austausch über geschäftsrelevante Themen. Du hast richtig gelesen: Smalltalk ist produktiv! Denn diese offene Kommunikation miteinander ist das Bindemittel für zwischenmenschliche Beziehungen.
Ob im Austausch mit Kollegen oder Geschäftspartnern: Lasse wo möglich etwas Zeit für offene Gesprächsthemen. Und zwar ohne schlechtes Gewissen durch vermeintlich verschwendete Zeit und Effizienz-Einbußen. Denn was ist effizienter als eine gute Beziehung zum Ansprechpartner?
Auch hier gilt: Zwinge niemanden. In den seltensten Fällen kannst du den Terminkalender des Gegenübers einsehen. Vielleicht ist dein Gesprächspartner gerade stark eingespannt und springt aktuell von einem Gespräch ins nächste. In diesem Fall müssen die wichtigsten Themen auf den Punkt gebracht werden.
Wenn die Laptop-Kameras angeschaltet sind und du dein Gegenüber aufmerksam beobachtest, wirst du schnell feststellen, ob deine Ermutigung zum offenen Gespräch gut ankommt oder nicht. Versuche es und beobachte, wie dein Gesprächspartner reagiert.
Das Feedback unserer Recruiter dazu ist sehr gut. „Ich kenne mittlerweile das Familien- und Privatleben meiner Kundin. Das macht die Gespräche erfrischend und ist für den einen oder anderen Lacher gut. Die Kommunikation ist super.“
FAZIT
Auch wenn wir uns aktuell hinter Pixeln und Online-Meetings verschanzen und dadurch fiktiver wirken, ist eins klar: Hinter jeder Kamera sitzt ein Mensch wie du und ich, mit seinen ganz eigenen Problemen.
Du brauchst das Rad nicht neu erfinden. Kommunikation ist die Grundlage jeder guten Beziehung. Und Kommunikation muss nicht auf Effektivität und Effizienz achten. Lass Platz für Offenheit, Natürlichkeit und echtes Interesse am Gegenüber! Gerade in Zeiten von sozialer Distanzierung kann das Wunder bewirken.
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