ERFAHRUNGEN AUS 7 JAHREN RECRUITING: WAS MACHT EINE GUTE STELLENANZEIGE AUS?
Befolge diese Tipps, um mehr Bewerbungen zu bekommen
Als „alter Hase“ bezeichnet sie sich in der Vorstellungsrunde, wenn wir neue Mitarbeiter bei uns begrüßen. Ziemlich selbstkritisch mit Mitte 30, und eher unserem jungen Durchschnittsalter bei Job Ambition geschuldet. Und dennoch: Mit über 7 Jahren Berufserfahrung im Recruiting verfügt sie über absolutes Expertenwissen.
Die Rede ist von meiner Kollegin Rabea – Project Lead und Recruiting Specialist bei Job Ambition. An ihren Erfahrungen hat sie mich kürzlich teilhaben lassen: „Was machen gute Stellenausschreibungen aus und was ist zu beachten?“ Hier sind ihre Tipps für eine gute Stellenausschreibungen und mehr qualifizierte Bewerbungen:
SEI DIR DARÜBER BEWUSST, WAS BEWERBER IN DEINER STELLENAUSSCHREIBUNG ERFAHREN WOLLEN
Stellenausschreibungen bestehen aus verschiedenen Aspekten. Sie sind eine Kombination aus Stellenbeschreibung, Anforderungen, Standort, Aufgaben, Unternehmensprofil, etc. Dabei ist nicht jede Information gleichermaßen interessant für einen potenziellen Bewerber. Manche Informationen sind weniger interessant, andere werden von Bewerbern als besonders wichtig wahrgenommen.
Dieses Learning ergibt sich sowohl aus Erfahrungsberichten von Bewerbern sowie eigens von uns durchgeführten Eye-Tracking Studien. In diesen wird beobachtet, wo ein Bewerber als erstes hinschaut, wenn ihm eine Stellenanzeige vorgelegt wird, und wo sein Blick am längsten verweilt.
Warum sind solche Studien und Informationen so wichtig? Mit deiner Stellenausschreibung bewirbst du dich bei potenziellen Bewerbern. Umso besser du auf Bedürfnisse und Fragen potenzieller Bewerber eingehst, desto eher werden sie sich auf deine Stellen bewerben.
DIE WICHTIGSTEN ASPEKTE IN EINER STELLENAUSSCHREIBUNG
#1 TITEL
Als erstes richten potenzielle Bewerber den Fokus auf den Titel einer Stellenanzeige: Der Titel sollte mittig platziert, leicht auffindbar und lesbar sein. Dazu gehört die Wahl einer geeigneten Schriftart: Fett und simpel.
Auch sollte darauf geachtet werden, dass der Titel alle nötigen, essenziellen Informationen beinhaltet: Stellenbezeichnung, ggf. Aufgabenbereich oder Abteilung (z.B. Software), Art der Anstellung (Vollzeit, Teilzeit, etc.) und Ort der Anstellung (Standort, Remote, etc.), Integration aller Geschlechter (m/w/d).
Du kannst dir nicht genau vorstellen, wie das in der Realität aussieht? Schaue gerne auf unserem Stellenportal vorbei für echte Praxis-Beispiele.
#2 BENEFITS
Altruismus gilt als Tugend: Geschätzt ist, der wenig verlangt. Bei Stellenausschreibungen offenbart sich oftmals allerdings eine andere Wahrheit. So werden in einer Stellenausschreibung die Benefits meist noch vor den eigentlichen Aufgabenbereichen gelesen: „Was springt dabei für mich raus? Warum sollte ich mich bewerben?“
In den letzten Jahren lässt sich in der Beziehung zu Job und Arbeit eine Tendenz weg von monetären Beweggründen hin zu Sinnhaftigkeit und Freiheit beobachten. Geld ist heute längst nicht mehr alles. Dennoch wägen Bewerber bewusst ab, ob ein neuer Job das erfüllt, was sie von ihm erwarten. Ganz selbstlos gehen wir also noch nicht zur Arbeit.
Was dabei entscheidende Benefits und Motivatoren sind, das hängt zu einem großen Teil von der Zielgruppe ab. Für die meisten gilt allerdings: Der wöchentliche Obstkorb und kostenlose Getränke machen uns heutzutage nicht mehr wirklich heiß.
Attraktive Benefits sind zum Beispiel: Firmenwagen, Weiterbildungsmöglichkeiten, Hunde im Büro geduldet, flexible Arbeitszeiten, betriebliche Altersvorsorge und das aktuell heiß diskutierte Thema Remote/Mobile Work und Home-Office. Wie viel Freiheit bietet dein Unternehmen dem Bewerber?
Lasse den Kandidaten wissen, warum er sich auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben sollte. Verkaufe die Stelle und bewerbe dich zunächst bei dem Bewerber/der Bewerberin, bevor er/sie das gleiche tut.
Führe Studien und Befragungen durch, was von deiner Zielgruppe als bedeutend wahrgenommen wird und versuche dem Bewerber ein gutes Bild davon in der Stellenanzeige zu vermitteln.
#2.1 Betriebsklima und Kollegen
Dazu gehört auch die Unternehmenskultur und das Teamgefüge. So ergab eine 2020 durchgeführte Studie der Bewerber-Plattform Indeed, dass Team und nette Kolleg*innen als am wichtigsten im Job wahrgenommen werden. Schenke der Beschreibung von interner Kultur und Betriebsklima daher besondere Aufmerksamkeit in den Stellenausschreibungen.
Das klassische Statement „offene Unternehmens- und Feedback-Kultur“ reicht dabei nicht aus. „Das bedeutet schließlich für jeden etwas anderes!“, wandte meine Kollegin Rabea ein. Formuliere in einigen Sätzen aus, wie die interne Kultur wahrgenommen wird.
Nimm den Bewerber mit und vermittle ihm einen authentischen und sympathischen Einblick von der Arbeit in deinem Unternehmen. Imagefilme, Mitarbeiter-Interviews und Mitarbeiterprofile können dabei helfen.
#3 ANFORDERUNGEN UND AUFGABEN
Erst nach dem Studieren der Benefits schenken die meisten Bewerben ihre Aufmerksamkeit den Anforderungen an eine ausgeschriebenen Stelle. Und dennoch: An dieser Stelle trennt sich oftmals die Spreu vom Weizen; schlechte Stellenausschreibungen von guten. Ist deine Stellenanzeige „bewerberfreundlich“ ausformuliert, gestaltet und Interesse weckend, oder abschreckend und uninteressant? Hier entscheidet es sich!
Nach 7 Jahren im Recruiting ist es für Rabea „ziemlich schockierend, dass man heutzutage immer noch Stellenausschreibungen sieht, bei denen alle 10 Anforderungen einfach untereinander in Bullet Points aufgelistet werden“. Das ist nicht nur wenig attraktiv, sondern schreckt potenzielle Bewerber ab!
In den wenigsten Fällen können Bewerber allen 10 Anforderungen gerecht werden. Gesucht wird in den Bullet Points oftmals die eierlegende Wollmilchsau. Und mit der verhält es sich wie mit dem Wolpertinger: Legenden besagen, dass er existiert. Gesehen, hat ihn aber noch keiner (auch wenn hier die Meinungen auseinander gehen. Ich kann den bayrischen Teil meiner Familie geradezu empört prusten und nach Luft schnappen hören! Sorry Omi und Opi).
Wer da über kein schillerndes und unantastbares Selbstvertrauen verfügt, der wird sich bei einer solchen Auflistung von Anforderungen nicht auf die Stelle bewerben. Bei der Gestaltung und Formulierung deiner Stellenausschreibung ist es daher wichtig, die Anforderungen zu clustern.
Unterteile Anforderungen an ein Bewerberprofil in Must-Haves und was Nice-to-Haves. Nenne die zwei bis drei wichtigste Anforderungen zuerst. Gehe nicht auf Wolpertinger jagt, sondern suche nach Kandidaten, die den Must-Haves entsprechen. Alles weitere lässt sich beibringen und erlernen.
Experten-Tipp: Besonders bei IT-Fachkräften ist das Nennen von Aufgabenbereich und angewendeten Technologien besonders wichtig. Lese genauer nach in diesem Beitrag.
#4 UNTERNEHMENSTEXT
Ich höre dich fragen: „Und was ist mit dem Unternehmenstext? Will nicht jeder für einen Arbeitgeber arbeiten, der bedeutsames vollbringt und großartige Produkte oder Dienstleitungen bereitstellt?“
Mit Sicherheit. Dennoch richten Bewerber ihren Blick als letztes auf den Unternehmenstext. „Der Unternehmenstext wird meist durchgelesen, wenn der potenzielle Kandidat bereits gecatcht ist“, teilte mir Rabea mit. Allerdings kann er das entscheidende „I-Tüpfelchen“ sein, um seinen CV hochzuladen.
Bei der Ausformulierung des Unternehmenstextes ist es wichtig, sich nicht in der eigene Firmensprache zu verlieren. Das gilt besonders für Unternehmen aus der IT und technischen Branchen.
Intern gibt es oftmals Begriffe, die für Außenstehenden ein Rätsel darstellen. Beschreibe klar und für jeden verständlich, was dein Unternehmen macht und wofür es bekannt ist. Brich es auf das Essentielle herunter und fasse dich kurz, um den Leser bei der Stange zu halten
#5 DAS GEHALT
Last but not Least: Die Gehaltsangaben. Ein kritisches Thema und eine schwierige Frage: Gehalt in der Stelle angeben, ja oder nein? Darauf gibt es keine allgemein gültige Antwort. Nach 7 Jahren im Recruiting, vor allem von technisch anspruchsvollen Fachkräften, kann Rabea sagen: „Softwareentwickler und ITler würden gerne ein Gehalt in der Stelle sehen. Allerdings machen das die wenigsten Unternehmen. Zugegeben: Auch ich weiß nicht, ob ich es tatsächlich empfehlen würde.“
In meiner Sales Tätigkeit und meiner täglichen Suche nach potenziellen Kunden durchforste ich täglich Duzende von Karriereseiten. Gibt ein Unternehmen in der Stellenausschreibung explizite Gehaltsvorstellungen an, dann ist das eine Besonderheit. Häufig kommt das nicht vor. Für mich persönliches jedes Mal ein positives Indiz: „Das ist ein Unternehmen, das wirklich mit offenen Karten spielt!“
Allerdings verstehe ich auch die Schwierigkeit dahinter. Im Endeffekt ist es eine Frage der Transparenz. Gehaltsangabe ja oder nein, das bleibt eine individuelle Entscheidung. Es gibt sowohl Vor- als auch Nachteile.
Du hast weitere Fragen zum Thema Stellenausschreibungen und möchtest mehr erfahren? Melde dich gerne persönlich bei mir über LinkedIn oder komme direkt auf uns zu. Wir freuen uns auf dich!
Kontakt zum Autor:
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sven.fraede@jobambition.de
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