MEINUNGSLOS – WENIGER MEINUNG, MEHR SELBST, MEHR WACHSTUM
Wir sind meinungslos – oder versuchen wir es, zumindest zu sein.
Ein seltsames Statement für einen Blog muss ich gestehen. Denn normalerweise beinhaltet ein Blog gerade eines: Meinungen. Erst kürzlich hatte ich ein Gespräch mit unserer Geschäftsführung bezüglich unseres Blogs. Wovon sollte er handeln, und wie sollte er sich positionieren? „Schreibe über das, was du möchtest. Über das, was dich inspiriert, was dich interessiert. Teile deine Gedanken und habe den Mut, deine Persönlichkeit einzubringen“, war der Konsens. Und zur eigenen Persönlichkeit gehören nun mal Meinungen. Sie bauen auf unseren inneren Überzeugungen auf und äußern sich durch unsere Handlungen und Aussagen.
Wie um alles in der Welt soll man also einen Blog schreiben, ohne eine Meinung zu vertreten? Natürlich sind wir – bin ich – nicht meinungslos. Doch verfolgen wir intern eine klare Agenda, die wir als #ConsciousHR benennen. Unsere Mission ist es, ein generelles Bewusstsein für HR zu schaffen. Dazu sollen die Inhalte dieses Blogs beitragen.
Das Stichwort hier ist Consciousness. Zu Deutsch: Bewusstsein. Wir möchten unsere Meinungen anderen nicht überstülpen – wir möchten informieren, inspirieren und zum Nachdenken animieren. Ein Thema bewusst machen bedeutet, es anzusprechen und dazu anzuregen, eigene Meinungen zu bilden.
Der Grund für unsere Entscheidung, keine konkreten Meinungen zu vertreten ist die Tatsache, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Ganz egal wie überzeugt wir von unseren Meinungen sind, am Ende des Tages bleiben sie eines: Individuelle Auffassungen. Abhängig und beeinflusst von der eigenen Perspektive. Es wäre also fast schon arrogant, zu versuchen, andere von unseren Meinungen zu überzeugen.
Erst gestern habe ich eine sehr interessante Podcast-Folge gehört. Ein Interview mit Dr. Andy Galpin, einem Wissenschaftler und Professor für Kinesiologie und Bioenergetik (ja, ich bin ein Nerd für Fitness und Ernährung). Kein leichtes Interview, denn Joe Rogan, der Interviewer, konnte Dr. Andy Galpin keine klare Meinung zu einem Thema abverlangen. Stattdessen konterte dieser: „I find myself honestly more time being in the middle, saying: Let’s stop all the fighting in between things and let’s spend time saying what was good about this and what was bad about this.“ (Dr. Andy Galpin ,Minute 41) Denn zum einen ist jeder Mensch anders. Zum anderen ist selbst die Wissenschaft nicht im Stande, eine absolute Wahrheit zu formulieren: „When you examen just the idea of science in general, it is the understanding that we are wrong. That is what science is. If we knew what the answer was, we wouldn’t look into it.“
Keine festgefahrene Meinung zu vertreten und in diesem Sinne „meinungslos“ zu sein, ist keine Schwäche, sondern zeugt von persönlicher Stärke: Anerkennen, dass man nicht allwissend ist und dass jede Meinung ihre Berechtigung hat. Diese Erkenntnis macht es zudem möglich, konstant zu lernen. Kennst du diese Momente: Du weißt, dass jemand unrecht hat, aber er hält dennoch verzweifelt an seiner Meinung fest? „Wenn du dich mit einer Meinung identifizierst, dann bist du nicht mehr du selbst. Du limitierst dich“, hat es Karin – unsere Geschäftsleitung – in einem gemeinsamen Gespräch zu diesem Thema formuliert.
Oftmals sind wir so überzeugt von unseren eigenen Ansichten, dass wir diese zu einem Teil unserer Persönlichkeit machen. Wir schreiben uns unsere eigenen Überzeugungen zu. Da wir alle den Wunsch hegen, integer und konsequent zu sein, halten wir an unseren Überzeugungen als Teil unserer Persönlichkeit fest. Jede Information, die etwas Gegenteiliges beweist, ist demnach nicht mehr nur ein Gegenargument, sondern ein Angriff auf die eigene Persönlichkeit. Somit limitieren wir uns. Wir limitieren uns darin, besser zu werden, dazu zu lernen und zu wachsen.
Wir sind nicht meinungslos. Und werden es niemals sein. Doch arbeiten wir daran. Wir reflektieren uns, überdenken unsere Ansichten und betrachten sie aus einer größeren, äußeren Perspektive. Meinungen sind Ansichten, die auf dem aktuellen Wissensstand basieren. Doch dieser kann sich durchaus durch neue Erkenntnisse ändern– sofern wir das zulassen. Durch diese Flexibilität in der eigenen Überzeugung schaffen wir nicht nur die Grundlage für persönliches Wachstum, sondern Offenheit und Verständnis gegenüber anderen Meinungen – Consciousness.
„The truth is mostly a lack of perspective. So when you think that you are on some unbreakable truth it’s because you haven’t looked at it from a big enough perspective.“ (Dr. Andy Galpin ,Minute 41)
Wir schreiben unsere Beiträge im Blog nur in einem Geschlecht. Alle Beiträge sollen ausnahmslos alle Menschen ansprechen, egal welchen Geschlechts (m/w/d), welcher Religion, welcher Hautfarbe, welcher sexueller Orientierung oder welcher Herkunft. Wir stehen für Offenheit, Gleichberechtigung und für ein respektvolles Miteinander.
Kontakt zum Autor:
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sven.fraede@jobambition.de
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