GENDER GAP IM VISIER – VERDIENEN FRAUEN JETZT MEHR ALS IHRE MÄNNLICHEN KOLLEGEN?
EIN BEITRAG ZUM THEMA GLEICHBERECHTIGUNG AUF EINEM HR-BLOG?
HR ist ein umfangreicher und bedeutender Unternehmensbereich, der in vielerlei Hinsicht richtungsweisend ist. Für dieses Bewusstsein stehen wir mit unserem Slogan #ConsciuosHR. Von interner Unternehmens-Kultur bis hin zu Zukunftsfähigkeit, Wachstumschancen, Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens sowie der Geschlechter-unabhängigen Gleichberechtigung aller Menschen und Mitarbeiter.
WELTFRAUENTAG VERSCHLAFEN…?
Tatsächlich haben wir uns bewusst dafür entschieden, diesen Beitrag nicht am internationalen Weltfrauentag zu posten, sondern danach. Warum? Weil bei uns jeden Tag Weltfrauentag ist. Oder – je nach Betrachtungsweise – an keinem Tag. Denn bei uns intern ist man an erster Stelle eines: Mensch. Und als Menschen treten wir einander mit ebenbürtigem Respekt gegenüber. Unabhängig vom Geschlecht.
DIE BEDEUTUNG VON HR FÜR GLEICHBERECHTIGUNG
Zugegeben, bei einer Frauenquote von 75% hat die interne Gleichberechtigung von Frauen bisher keine große Rolle bei uns gespielt. 😉 Dennoch ist das nicht nationaler Standard. Es gibt nach wie vor Ungleichheiten. HR als human-zentrierter Geschäftsbereich spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.
DER GENDER GAP UNTER DER LUPE
Vor kurzem wurde ich auf einen Beitrag vom Manager-Magazin aufmerksam. Unter der Schlagzeile „Zeitwende“ lautete der Titel: „Frauen in Dax-Vorständen verdienen mehr als Männer“.
Der Titel hat funktioniert. Ich kam gar nicht darum, den Artikel zu öffnen. Ist der Gender Gap also doch überwunden? Verdienen Freuen jetzt tatsächlich das Gleiche wie Männer? Oder müssen Männer sich gar Sorgen machen, dass sie bald um ihre Gleichberechtigung bangen müssen?
Der Beitrag vom Manager Magazin bezieht sich auf eine Studie des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY (dieser Beitrag wurde im November 2019 verfasst, vor dem Wirecard Skandal). Diese Studie betrachtet die Gehälter von Vorständen in Dax-Unternehmen im Jahre 2019. Dabei wurden die Gehälter der weiblichen und männlichen Vorstandsmitglieder gegenübergestellt. Und tatsächlich: Weibliche Vorstände im Dax (inklusive MDax und SDax) haben im Jahre 2019 im Schnitt besser verdient als ihre männlichen Kollegen.
GEHÄLTER DER DAX VORSTÄNDE
In den 30 größten, im Dax gelisteten Unternehmen, verdienten weibliche Vorstände mit durchschnittlich 2,93 Millionen Euro jährlich um die 30.000 Euro mehr als Männer in vergleichbaren Positionen. Im MDax fiel der durchschnittliche Mehrverdienst weiblicher Top-Manager mit durchschnittlich 115.000 Euro sogar noch größer aus, gefolgt von einem durchschnittlichen Mehrverdienst von rund 75.000 Euro im SDax. Weibliche Vorstandsmitglieder verdienten 2019 also erstmalig in allen drei Indizes mehr als ihre männlichen Kollegen.
VERDIENEN FRAUEN JETZT MEHR ALS MÄNNER?
Gibt es also einen Grund zu feiern? Haben sich unsere Bemühungen endlich ausgezahlt und zu einer vollkommenen Gleichheit zwischen Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt geführt? Leider nein, denn auch wenn weibliche Vorstandsmitglieder in Dax Unternehmen 2019 durchschnittlich mehr verdienten als männliche Vorstände, sind die Unterschiede des Gender Gaps nach wie vor vorhanden.
Zum einen müssen die Mehrverdienste weiblicher Top-Manager relativiert werden. Auch wenn sie in realen Zahlen gravierend klingen, verlieren sie als relative Zahlen an Tragkraft: So liegt der prozentuale Unterschied im Dax bei rund 1,02%, beim MDax bei 8% und im SDax bei 7%.
Den Mehrverdienst weiblicher Vorstandsmitglieder wird ihrer Rarität zugeschrieben. Denn: Frauen in Führungspositionen sind nach wie vor vergleichsweise selten. Neben den Gehaltsunterschieden ergab die EY Studie über das Jahr 2019, dass im Dax nur 12% aller Vorstandsmitglieder weiblich sind. Noch dünner sieht es dabei im MDax mit 7% und im SDax mit 5% aus.
DEUTSCHE GESAMTSITUATION
Doch der entscheidende Unterschied zeigt sich, wenn man den Fokus von der Vorstandsebene der deutschen Dax Indizes auf die Gesamtsituation des deutschen Arbeitsmarktes ausweitet: „Gender Pay Gap 2019: Frauen verdienten 20 % weniger als Männer“, heißt es dazu in einer Stellungsnahme vom statistischen Bundesamt. Das entspricht einem Unterschied im Stundenverdienst von 4,44 Euro, brutto. Im Jahre 2020 lag der prozentuale Unterscheid im Stundenverdienst bei durchschnittlich 18%.
Spitzenreiter sind dabei die Branchen Kunst, Unterhaltung und Erholung, mit einem Verdienstunterschied von 31 %, die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen mit 29 %, gefolgt vom Banken- und Versicherungssektor mit 28 %. Betrachtet man damit im Vergleich den Mehrverdienst von weiblichen Führungskräften in Dax Unternehmen, wirken diese nicht mehr so groß.
FAZIT
Um die anfängliche Frage erneut aufzugreifen: Ist der Gender Gap endlich überwunden? Leider nein. Auch wenn erstmals in allen drei Dax Indizes weibliche Vorstände besser bezahlt werden: Von einer Zeitenwende kann nicht gesprochen werden. Wir sind schon weit gekommen und es ist ein großartiges Zeichen, dass weibliche Vorstände in Dax Unternehmen ihren männlichen Kollegen im Gehalt nicht mehr nachstehen. Doch ist es nach wie vor ein langer Weg bis zur Gleichberechtigung. Aktuelle Vision entnommen vom Statistischen Bundesamt: „Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Verdienstabstand bis zum Jahr 2030 auf 10 % zu senken.“ Dafür bedarf es unser allen Zutun und ein verantwortungsbewusstes HR.
Ein inspirierendes Beispiel aus Hollywood: Marvel Superstar Benedict Cumberbatch nahm in einem Interview mit dem Radiosender Times zum Gender Gap in Hollywood Stellung. Er gab bekannt, dass er keine Rolle mehr annehmen wird, wenn sein weiblicher Co-Star nicht das gleiche Gehalt bekommt. In seinen Worten: “Equal pay and a place at the table are the central tenets of feminism. Look at your quotas. Ask what women are being paid, and say: ‘If she’s not paid the same as the men, I’m not doing it’.”
Kontakt zum Autor:
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sven.fraede@jobambition.de
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