Stack Overflow Careers: Interview mit Stefan Schwarzgruber
Einige werden den Namen schon einmal gehört haben: Stack Overflow. Was ist Stack Overflow überhaupt und was hat das mit Social Media Recruiting zu tun?
Stack Overflow ist ein Expertenforum für Programmierer, in welchem diese durch einfache Frage-und-Antwort Threads schnell Lösungen für Ihre Probleme bekommen und zusammen an technischen Challenges arbeiten können. Das hat bisher wenig mit Social Media Recruiting zu tun.
Allerdings entwickelten die Macher seit einiger Zeit im rein technischen Forum ein neues Konzept: Stack Overflow Careers! Dieses wirbt mit dem Slogan „Wir bringen Spitzenprogrammierer und attraktive Jobs zusammen“. Es ist also eine Community abseits der Tech-Talks, fokussiert auf sehr anspruchsvolle, spezialisierte Jobs.
Um ein wenig mehr über Stack Overflow Careers zu erfahren, haben wir Stefan Schwarzgruber, Sales Team Lead bei Stack Exchange zu ihrem neuen Konzept befragt.
Niclas Irmak: Was hat die Namensänderung von Careers 2.0 auf Stack Overflow Careers auf sich?
Stefan Schwarzgruber: Im Gespräch mit unseren Kunden haben wir festgestellt, dass sich jeder auf Stack Overflow Careers bezieht und deshalb sind wir im Prozess diese Anpassung vorzunehmen. Jeder Softwareentwickler kennt und nutzt Stack Overflow und wenn es darum geht den nächsten Karriereschritt zu machen oder interessante Jobs und Unternehmen zu finden, liegt der Name Stack Overflow Careers auf der Hand.
Niclas Irmak: Welche Möglichkeiten bietet Stack Overflow Careers sowohl Arbeitgebern als auch Bewerbern?
Stefan Schwarzgruber: Kandidaten finden interessante Jobs und Unternehmen auf der Webseite, die sie täglich nutzen. Stack Overflow Careers hilft Bewerbern dabei diese zu entdecken wie z.B. durch Company Pages (Unternehmensseiten) bei denen die Bewerber ein authentisches Bild bekommen, wie es sein koennte bei einem bestimmten Unternehmen zu arbeiten.
Unternehmen wiederum geben wir die Werkzeuge in die Hand, um erfolgreich mit der größten Online-Community fuer Softwareentwickler in Kontakt zu treten und diese fürs Recruiting zu nutzen. Stack Overflow wird monatlich von 1,2 Millionen Personen in Deutschland besucht und genutzt (weltweit sind es sogar 25 Millionen).
Arbeitgeber erreichen somit nicht nur die Welt der Entwickler mit den offenen Jobs und der Employer Branding Botschaft sondern können auch direkt mit den Kandidaten in Kontakt treten, sofern sie offen fuer Jobangebote sind.
Niclas Irmak: Was unterscheidet Stack Overflow Careers zu anderen spezifischen IT-Jobbörsen?
Stefan Schwarzgruber: Wir sind keine Stellenbörse. Wir sind eine Community. Der Unterschied ist bei dieser Berufsgruppe sehr wichtig, da Arbeitgeber somit nicht nur aktiv suchende Kandidaten erreichen sondern die Reichweite auf latent suchende Kandidaten ausbauen können.
Bei einem Blick auf den Arbeitsmarkt zählen Software-Experten zu einer der glücklichen Berufsgruppen, die am Arbeitsmarkt stark gefragt sind. Die Bundesagentur für Arbeit gibt an, dass ein Softwareentwickler durchschnittlich zwischen 3,5 Jobs wählen kann und es im Durchschnitt 122 Tage dauert eine offene Position zu besetzen. Dieser Wert liegt 47 % über dem nationalen Durschnitt aller offenen Stellen.
Vorallem Arbeitgeber, die nur auf Jobportale oder sogar auf branchenspezifische IT-Jobbörsen vertrauen, haben Schwierigkeiten diese Positionen zu besetzen, da Stellenbörsen nur von aktiv suchenden Kandidaten genutzt werden. Und wenn man Skills hat, die von Unternehmen stark nachgefragt werden, ist die Zahl der aktiv suchenden Kandidaten sehr eingeschränkt.
Alle Jobs und Employer Branding Kampagnen laufen regional auf der Stack Overflow Frage- und Antwortseiten und 1/3 des Traffics zu Stack Overflow Careers kommt direkt von Stack Overflow.
Niclas Irmak: Eines der genannten Werkzeuge ist die Kandidatenbank: Wie verhindert ihr, dass eure Kandidatenbank von Personalberatern überrannt wird? Wie verhindert ihr Spam?
Stefan Schwarzgruber: Durch die Kandidatensuche bei Stack Overflow Careers ermöglichen wir den direkten Kontakt zwischen Arbeitgeber und Kandidaten. Unternehmen können 9.000 Profile aus der DACH-Region durchsuchen (weltweit sind es über 150.000) und erhalten detaillierte Informationen über deren fachlichen Fähigkeiten einschließlich Open Source-Projekten und bauen direkt den Kontakt auf. Diese Informationstiefe gibt Arbeitgebern einen entscheidenden Vorteil bei der Vorauswahl der richtigen Kandidaten.
Eine der Gründe weshalb die Kandidatensuche auf Stack Overflow Careers so gut ankommt ist, dass Kandidaten mit passenden Jobs von Unternehmen kontaktiert werden.
Sie können davon ausgehen, dass in der ersten Nachricht sofort ersichtlich ist, von welchem Unternehmen die Nachricht stammt und um welche Stelle es sich handelt. Wenn die Nachricht nicht auf die Fähigkeiten und die Berfufserfahrung des Kandidaten abgestimmt ist, wird sie als Spam eingestuft und Kandidaten können Nachrichten von bestimmen Arbeitgebern sperren.
Die Anzahl der Erstkontakte ist auf wöchentlich 20 Nachrichten beschränkt und wir belohnen Arbeitgeber, die passende Anfragen senden. Für jede Antwort eines Kandidaten wird eine zusätzliche Nachricht gutgeschrieben. Wir wollen Unternehmen damit ermutigen auf die ausfuehrlichen Informationen der Kandidaten einzugehen und somit erfolgreich ihre Stellen zu besetzen.
Niclas Irmak: Man kann sich vorstellen, dass Softwareentwickler häufig keine Lust/Zeit haben ihr Profil zu pflegen. Was macht ihr dagegen?
Stefan Schwarzgruber: In diesem Zusammenhang sind zwei Punkte entscheidend: Die Aktualität der Profile und wie häufig die Kandidaten eine Plattform nutzen.
Alle Kandidaten in der Datenbank haben angegeben, offen für Anfragen von Arbeitgebern zu sein. 80 % der Entwickler in der Stack Overflow Careers Kandidatendatenbank sind latent suchende Kandidaten. Gerade bei latent suchenden Kandidaten besteht kein Grund das Profil alle zwei Wochen zu aktualisieren, vor allem wenn sich am aktuellen Arbeitsverhältnis nichts geändert hat. Viel wichtiger ist, ob sie die Plattform nutzen und auf Anfragen antworten. Wenn man sich die Profile im Detail ansieht, wird ersichtlich, dass die Kandidaten so gut wie täglich auf Stack Overflow aktiv sind. Wenn wir feststellen, dass Kandidaten wiederholt nicht auf Nachrichten antworten, nehmen wir an, dass die Informationen nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen und nehmen die Profile aus der Suche heraus.
Niclas Irmak: Was plant ihr in Zukunft mit Stack Overflow Careers?
Stefan Schwarzgruber: Wir arbeiten gerade an einigen Projekten. Zum einem bauen wir auf dem starken Produktangebot auf und verbessern es weiter. So haben wir z.B. bei der Kandidatensuche kürzlich Boolean Search eingeführt. Wir sind gerade in der Beta-Phase bei den City Pages – ein neuer Weg für Kandidaten interessante Jobs in attraktiven Staedten in Deutschland zu entdecken. Wir haben diese bereits für Berlin und Hamburg eingeführt und weitere Städte in Deutschland kommen in Kürze. Nächstes Jahr werden wir ein paar richtig innovative Features bei Stack Overflow Careers einführen. Wir sind überzeugt, dass diese den Rekrutierungsprozess wesentlich verändern werden. Anfang 2015 freuen wir uns mehr Informationen darüber zu geben.
Wir danken Herrn Schwarzgruber für seine aufschlussreichen Antworten und finden es ein tolles Konzept um die richtigen Leute für anspruchsvolle Jobs zu finden.
Fotos: Stack Overflow
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